Hintergründe und Prävalenz von Queerfeindlichkeit in der Schweiz

20.11.2024 | Cloé Jans, GFS Bern

Eine neue Studie von gfs.bern im Auftrag von Amnesty Schweiz beleuchtet die Betroffenheit von queerfeindlicher Gewalt und Diskriminierung sowie die Wahrnehmung der LGBTQIA+-Gemeinschaft in der Schweizer Bevölkerung. Die Ergebnisse zeigen ein ambivalentes Bild: Während Werte wie individuelle Freiheit breit unterstützt werden, besteht im Alltag und bei konkreten Massnahmen oft Zurückhaltung.

Grundsätzliche Offenheit mit Nuancen in der Ausprägung

Die Schweizer Bevölkerung zeigt sich gegenüber LGBTQIA+-Themen grundsätzlich offen, allerdings mit deutlichen Nuancen. Während sexuelle Orientierung wie bei schwulen, lesbischen und bisexuellen Personen breitere Akzeptanz findet, stossen Themen rund um Geschlechtsidentität (trans, non-binär) und Intergeschlechtlichkeit auf geringeres Verständnis und stärkere Vorurteile.

Diskrepanz zwischen Zustimmung auf Werte-Ebene und Akzeptanz im Alltag

Eine Diskrepanz zeigt sich zwischen theoretischer Zustimmung zu individuellen Freiheiten und der effektiven Akzeptanz im Alltag. So betrachten viele das Ausleben der eigenen Sexualität als Grundrecht, empfinden aber Unbehagen bei der öffentlichen Zuneigung gleichgeschlechtlicher Paare.

Herausforderungen für Betroffene im Alltag

Für LGBTQIA+-Personen bleibt Vorsicht im Alltag oft notwendig, um Diskriminierung oder Anfeindungen zu vermeiden. Besonders im öffentlichen Raum und im öffentlichen Verkehr sowie im Gesundheitswesen zeigt sich Zurückhaltung. Gleichzeitig berichten viele Betroffene von regelmässiger Diskriminierung, wobei jede dritte Person in den letzten fünf Jahren körperliche oder sexuelle Gewalt erlebte, die meist nicht gemeldet wurde.

Fortschritte und bestehende Hindernisse

Fortschritte in Recht und Sichtbarkeit stehen im Kontrast zu polarisierender politischer Rhetorik, die die gesellschaftliche Entwicklung hemmt. Betroffene fordern verstärktes staatliches Engagement, um eine inklusivere Gesellschaft zu fördern und Diskriminierung wirksam zu bekämpfen.

Ein Bericht ist zur detaillierten Ansicht der Ergebnisse verfügbar und bietet die Möglichkeit, sich umfassend über die Erkenntnisse der Studie zu informieren.

Die Bevölkerungsbefragung basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von 1’005 Einwohner:innen der Schweiz ab 16 Jahren, die zwischen dem 1. und 14. Oktober 2024 an der Onlinebefragung teilgenommen haben.

In der Communitybefragung haben sich im Zeitraum vom 18. September bis 14. Oktober 1’007 LGBTQIA+-Personen an der Online Umfrage beteiligt, welche über verschiedene LGBTQIA+ -Kanäle beworben wurde.


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Cloé Jans

Cloé Jans

Leiterin operatives Geschäft und Mediensprecherin