Versorgungssicherheit bleibt oberste Priorität
Die Schweizer Bevölkerung steht klar hinter der aktuellen Energiepolitik und sieht das Stromgesetz als entscheidenden Schritt in die Energiezukunft. Die vierte Welle der Studie zur Versorgungssicherheit zeigt: Versorgungssicherheit ist für sie der wichtigste Anspruch an die Energieversorgung der Schweiz. Gleichzeitig ist das Bewusstsein für Zielkonflikte zwischen Klimaschutz, Kosten und Versorgung ausgeprägt und mit ihm die Anforderungen an politisch tragfähige Lösungen.
Die Zustimmung zur Energiepolitik ist breit abgestützt und auch das Stromgesetz wird klar als sinnvoller Schritt für die Energiezukunft der Schweiz erachtet. Erneuerbare Energien gelten als Schlüssel zur Energiewende und zur Unabhängigkeit von fossilen Quellen und ausländischen Lieferbeziehungen. Der Rückhalt wird jedoch zunehmend an konkrete Fortschritte geknüpft: Die Bevölkerung empfindet den Wandel als zu langsam und zeigt sich besonders dort ungeduldig, wo politische Zielsetzungen nicht mit sichtbaren Ergebnissen hinterlegt sind. Gleichzeitig besteht eine hohe Bereitschaft, einfache Energiesparmassnahmen im Alltag umzusetzen – etwa durch den Einsatz effizienter Geräte oder bewusstes Konsumverhalten. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass politisch zunehmend Verlässlichkeit, Planungssicherheit und wirkungsvolle Instrumente erwartet werden, um das Vertrauen in den energiepolitischen Kurs zu stärken.
Innerhalb des energiepolitischen Zielkonflikts bleibt die Versorgungssicherheit die oberste Priorität. Die Mehrheit der Bevölkerung misst ihr mehr Bedeutung bei als der Preisstabilität oder der klimaneutralen Produktion. Gleichzeitig sind viele unsicher, ob diese Sicherheit langfristig garantiert werden kann und wirtschaftliche Aspekte gewinnen an Gewicht: Die finanzielle Tragbarkeit der Energiewende wird kritischer beurteilt als in früheren Erhebungen.
Im Kontext des Zielkonflikts zwischen Versorgung, Klimaschutz und Kosten zeigen sich Unterschiede je nach politischer Zugehörigkeit, Bildungsstand, Alter und Geschlecht. Während bürgerliche Parteien die Versorgungssicherheit besonders betonen, wird im links-grünen Spektrum häufiger Klimaneutralität priorisiert. Politische Massnahmen müssen heute vermehrt unter Beweis stellen, dass sie unterschiedliche Zielsetzungen gleichzeitig berücksichtigen können.
Die Akzeptanz energiepolitischer Massnahmen hängt stark von deren Technologie, Standortnähe und politischen Kontexten ab. Besonders konsensfähig sind Lösungen wie der Ausbau von Solaranlagen auf Dächern, Wasserkraft sowie Effizienzsteigerung. Sie werden parteiübergreifend unterstützt. Windkraft geniesst in grossen Teilen der Bevölkerung ebenfalls Rückhalt genauso wie Geothermie und Biomasse. Atomkraftwerke neuer Generation werden zunehmend als mögliche Ergänzung wahrgenommen, während klassische AKWs und Gaskraftwerke mehrheitlich kritisch gesehen werden.
In der politischen Auseinandersetzung um die Blackout-Initiative zeigt sich eine Polarisierung: Die Forderung nach Versorgungssicherheit um jeden Preis überzeugt insbesondere das bürgerliche Lager, während das links-grüne Spektrum auf Risiken und Investitionshemmnisse verweist. Demgegenüber findet das europäische Stromabkommen breite Zustimmung über alle Parteigrenzen hinweg. Die zugehörige Marktöffnung wird jedoch zurückhaltend beurteilt. Das Bedürfnis nach Stabilität und Verlässlichkeit bleibt auch in einem liberalisierten Strommarkt zentral.
Die vierte Welle der Studie «Versorgungssicherheit» wurde im Auftrag des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE durchgeführt. Befragt wurden 1’000 Stimmberechtigte in der Schweiz zwischen dem 11. und 21. März 2025. Die Erhebung erfolgte mittels Mixed-Mode-Design (Telefoninterviews mit RDD-Verfahren und Onlinepanel «Polittrends»). Die Resultate sind repräsentativ für die stimmfähige Bevölkerung in der Schweiz. Der statistische Stichprobenfehler beträgt ±3.1 Prozentpunkte bei 95 %-Sicherheitsniveau.
Sämtliche Details und Ergebnisse der Studie können im Gesamtbericht und im interaktiven Online-Cockpit auf deutsch nachgelesen werden.