Früherkennung und Prävention: Möglicher Schlüssel für eine bessere Versorgung
Bereits zum vierten Mal durften wir im Auftrag von MSD Schweiz (Merck Sharp & Dohme AG) eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung zur Qualität der Krebsversorgung durchführen. Die Ergebnisse zeigen, dass eine deutliche Kluft zwischen der Notwendigkeit von Vorsorgemassnahmen und deren tatsächlicher Umsetzung besteht. Ausserdem hat die Bevölkerung wenig bis keine Ahnung darüber, welche Vorsorgeuntersuchungen von wem bezahlt werden und für welche Zielgruppen dieselben empfohlen werden. Aufklärung, Prävention und Früherkennung sind mögliche Schlüssel für eine bessere Versorgung.
Eine der zentralen Erkenntnisse des 4. Krebsversorgungsmonitors 2024 ist die grosse Diskrepanz zwischen der Wichtigkeit und der Durchführung von Vorsorgemassnahmen. Während alle Vorsorgemassnahmen als «wichtig» erachtet werden, wurden nur einige mindestens einmal tatsächlich durchgeführt: Der Gebärmutterhalsabstrich («Pap-Test») wurde von 79% und die Mammografie von mehr als der Hälfte der befragten Frauen mindestens einmal gemacht. Weniger als die Hälfte aller Befragten hat schon einmal eine Hautkontrolle zur Hautkrebsvorsorge (40%) oder ein Darmscreening (39%) durchführen lassen. 38% der befragten Männer haben zudem bereits einen PSA-Test machen lassen. Nur die wenigsten haben sich gegen HPV impfen lassen (15%) oder eine Lungenkrebsfrüherkennung (9%) durchgeführt.
Nutzung von Früherkennungs-Massnahmen, die bekannt sind (Schweizer Einwohner:innen ab 18 Jahren)
Erstmals konkrete Daten zu Früherkennungsmassnahmen
Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage vom 14. bis 29. Oktober 2024 wurden vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag von MSD Schweiz 1‘250 Personen in der ganzen Schweiz telefonisch oder online befragt. Wenn es um die Früherkennungsmassnahmen (z.B. Krebsscreenings) sowie um den frühen Therapiebeginn bei Krebs geht, werden diese von rund 90% der Befragten als «sehr wichtig» oder «eher wichtig» beurteilt.
Bei den für Frauen spezifischen Vorsorgemassnahmen findet sich ebenfalls viel Zustimmung: Den Gebärmutterhalsabstrich («Pap-Test» für die Früherkennung möglicher Veränderungen am Gebärmutterhals) finden 93% «sehr wichtig» oder «eher wichtig», die Mammografie (Röntgenaufnahme der Brust zur Früherkennung von Brustkrebs) finden 89% «sehr wichtig» oder «eher wichtig».
Die spezifischen Vorsorgemassnahmen für Männer finden etwas weniger Zustimmung: Die Selbstkontrolle für Hodenkrebs finden 83% als «sehr oder eher wichtig», den sogenannten «PSA-Test» (Bluttest auf das prostataspezifische Antigen) für die Früherkennung von Prostatakrebs noch 70% als «sehr oder eher wichtig».
Das Darmscreening, Lungenkrebs-Früherkennung und die Impfung gegen HPV (humane Papillomaviren) erhalten zwischen 68% und 83% Zustimmung. Bei Frauen und Männern kann eine Infektion mit HP-Viren Genitalwarzen und HPV-bedingte Krebsvorstufen und -erkrankungen auslösen, insbesondere Gebärmutterhalskrebs, aber auch Vaginalkrebs, Peniskrebs, Analkrebs und Mund-Rachen-Krebs.
Wichtigkeit von Früherkennungs-Massnahmen (Schweizer Einwohner:innen ab 18 Jahren)
Wissen über Kostenübernahme unzureichend
Für viele Befragte ist nicht klar, wer die Kosten für die Krebsvorsorge übernimmt. Der Gebärmutterhalsabstrich wird aus Sicht einer Mehrheit (54%) von der Krankenkassenzusatzversicherung übernommen, ebenso die Mammografie (47%) und das Darmkrebsscreening (39%). 65% der Befragten wissen nicht, wer die Kosten einer Lungenkrebsfrüherkennung übernimmt, bei der HPV-Impfung sind 56% im Ungewissen. Obwohl für viele unklar ist, wer die Kosten übernimmt, haben die meisten eine klare Haltung dazu (81%): Sofern sich die Krebsvorsorge als sinnvoll erweist, sollten die Kosten vollständig vom Staat im Rahmen der OKP (obligatorische Krankenpflegeversicherung) übernommen werden. Bei dieser Frage gibt es signifikante Unterschiede zwischen den Antworten von jungen versus älteren Befragten, zwischen den drei Sprachregionen sowie bei der politischen Ausrichtung.
Überwiegende Mehrheit will Stärkung von Präventionsmassnahmen
Die Debatten um die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens werden unterschiedlich beurteilt – abhängig von Geschlecht, Herkunft, Landesteilen, Ausbildung und politischer Haltung. Nichtsdestotrotz gibt es eine Tendenz: 92% der Befragten sind klar für eine Stärkung der Aufklärung, 88% sind ebenfalls sehr klar für eine Stärkung der Prävention bzw. 82% für eine Stärkung der Präventionsmassnahmen. Ebenfalls eine breite Zustimmung finden die Digitalisierung (77%), die Einführung einer öffentlichen Einheitskasse (70%) und die Bereinigung der Spitallandschaft (64%). Die Einführung einer Sparkrankenkasse überzeugt kaum (45%). Die verschiedenen Ideen stossen je nach Untergruppen bei den Befragten auf mehr oder weniger Zuspruch. Die Befragten konnten abschliessend angeben, welche drei Ideen sie generell am besten finden. Als Top-Favorit kristallisierte sich die Einführung einer Einheitskrankenkasse (53%) heraus, dicht gefolgt von der Vereinheitlichung der Prämien, bzw. einer Prämienentlastung (45%) und der Stärkung der Prävention (41%).
Gute Versorgungsqualität aber Verschlechterung bei Wartezeiten
Die wahrgenommene Qualität in der Schweizerischen Krebsversorgung blieb auch in diesem Befragungsjahr ausgesprochen hoch. Mehr noch: sie sind sogar noch besser als in den Vorjahren (2021–2023). 87% der Befragten beurteilen das System als «hervorragend», «sehr gut» oder «eher gut». Nur gerade 3% beurteilen die Qualität mit «schlecht». Bei rund 10% der Befragten (n=122) wurde vor weniger als einem Jahr eine Krebsdiagnose gestellt. Erstmal wurde ermittelt, um welche Krebsdiagnose es sich handelte. Mit 40% wurde Brustkrebs am meisten genannt, gefolgt von Hautkrebs (28%), dem Prostatakrebs (14%), Darmkrebs (8%) und dem Kopf- und Halskarzinom (4%). Lungenkrebs wurde von 1% und Nierenkrebs von 2% genannt. Die persönlich Betroffenen beurteilen die Versorgungsqualität im Vergleich zu 2023 insgesamt als noch besser: plus 3 Prozentpunkte («hervorragend») bzw. plus 2 Prozentpunkte («sehr gut»). Im Jahresvergleich (2022 und 2021) wurden neuere Therapieformen weiterhin klar seltener genutzt als Chemo- und Strahlentherapien.
Umfrage bestätigt die Daten der Vorjahre in der Versorgungsqualität
87% der Befragten bewerten die Qualität der Krebsversorgung als «hervorragend», «sehr gut» oder «eher gut». Nur 3% äussern sich negativ, während 10% keine Einschätzung abgeben können. Eine grosse Zustimmung von Betroffenen oder Personen mit hohem Interesse an Gesundheitsthemen erhielten 2024 die Versorgung im Spital (87%) sowie die Medikamenten- und Therapieversorgung (75%). Leicht verbessert haben sich die Zeit bis zum Beginn der Therapie und die Arbeit in der Krebsprävention und -früherkennung. Tendenziell verschlechtert haben sich im langjährigen Zeitvergleich die Dauer bis eine Patientin/ein Patient eine Konsultation bei einem Spezialisten erhält, die generelle Information zur Krankheit sowie die Koordination zwischen den Stellen. Die Medikamenten- und Therapieversorgung werden in der Deutschschweiz besser bewertet als in der Romandie und im Tessin.
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