Mobilität in Schweizer Städten
Wie bewegen sich die Menschen in Schweizer Städten fort – und wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Der urbane Verkehr steht im Spannungsfeld zwischen Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Städtekonferenz Mobilität gibt Einblicke in das Mobilitätsverhalten der Menschen, ihre Zufriedenheit mit der Verkehrssituation sowie ihre Erwartungen an zukünftige Entwicklungen.
Inhaltsverzeichnis
- Verkehrsmittelnutzung: ÖV als tragende Struktur, Velos und Fussverkehr mit Potenzial
- Zufriedenheit mit der Verkehrssituation: Viel Zustimmung, punktuelle Kritik
- Verkehrsgestaltung: Sicherheit und Raumverteilung im Fokus
- Shared Mobility: Veloverleih beliebt, E-Trottinette umstritten
- Verkehrspolitische Prioritäten: Nachhaltigkeit im Mittelpunkt
- Technische Details
Der öffentliche Verkehr bleibt das Fundament der städtischen Mobilität, insbesondere im Berufsverkehr. Bus, Tram und Zug werden von der Mehrheit genutzt, während das Auto je nach Stadt eine mehr oder weniger zentrale Rolle spielt. Velos sind besonders in Städten mit ausgebauter Infrastruktur beliebt, während der Fussverkehr im Freizeitbereich dominiert.
Trotz der Vorteile verzichten manche bewusst auf das Velo oder E-Bike – vor allem aus Sicherheitsbedenken, wegen des hohen Verkehrsaufkommens, mangelnder Infrastruktur oder weil sie andere Verkehrsmittel bevorzugen. Auch das Zufussgehen ist nicht für alle eine Alternative – lange Distanzen und Zeitmangel sind häufige Gründe für den Verzicht. Gleichzeitig zeigt die Studie, dass sich viele Menschen vorstellen können, in Zukunft öfter auf den ÖV umzusteigen oder sich vermehrt zu Fuss fortzubewegen, während E-Trottinette weiterhin eine Nischenrolle spielen.
Die Zufriedenheit mit der Verkehrssituation ist insgesamt hoch, wobei diese zwischen den Städten teils stark variiert. Insbesondere ein gut funktionierender öffentlicher Verkehr aber auch attraktive Bedingungen für Fussgänger:innen und Velofahrende sorgen dabei für hohe Zufriedenheitswerte, während Staus und überlastete Infrastrukturen oft genannte Kritikpunkte sind.
Besonders während der Hauptverkehrszeiten spitzt sich die Situation zu: In vielen Städten sind die Strassen und Verkehrsmittel überfüllt, was die allgemeine Zufriedenheit drückt. Auch die Belastung durch den Verkehr in Wohnquartieren wird je nach Stadt unterschiedlich wahrgenommen – von Lärm und Verkehrsbehinderungen bis hin zu Problemen mit falsch abgestellten Velos und Trottinetten.
Die Gestaltung des öffentlichen Raums und die Sicherheit im Strassenverkehr sind zentrale Themen. Besonders an Kreuzungen oder auf Hauptverkehrsstrassen fühlen sich viele Velofahrende und Fussgänger:innen unsicher. Gleichzeitig gibt es eine klare Mehrheit für verkehrsberuhigte Begegnungszonen, die für eine bessere Aufteilung des Strassenraums sorgen sollen.
In allen Städten gibt es den Wunsch nach mehr Platz für Velos, Fussgänger:innen und den öffentlichen Verkehr – allerdings gibt es je nach Stadt auch Stimmen, die mehr Raum für den motorisierten Verkehr fordern. Die Zufriedenheit mit bestehenden Temporegelungen ist weitgehend hoch, doch in einigen Städten plädieren viele für eine weitere Reduktion der Maximalgeschwindigkeit in Wohnquartieren.
Die Nutzung von Veloverleih-Angeboten nimmt zu, insbesondere in Städten mit dichten Netzen. Ein Viertel der Befragten nutzt bereits solche Angebote, und die Mehrheit hält sie für sinnvoll.
Anders sieht es bei den E-Trottinetten aus: Während sie bei jüngeren Menschen eine gewisse Beliebtheit geniessen, sehen die meisten Befragten sie eher kritisch. Besonders stationslose Systeme stossen vergleichsweise auf wenig Zuspruch. Gleichzeitig zeigt sich, dass Mobilitätshubs als mögliche Ergänzung des Verkehrsnetzes gesehen werden, jedoch bislang kaum zu einem grundlegenden Wandel in der Autonutzung führen.
Wenn es um zukünftige Investitionen geht, sind sich viele einig: Nachhaltigkeit und lebenswerte Stadträume stehen an erster Stelle. Besonders gefragt sind mehr Grünflächen entlang der Strassen, eine bessere Veloinfrastruktur und attraktive Quartiere mit weniger motorisierten Verkehr.
In gewissen Städten gibt es starken Zuspruch für die Modernisierung der Hauptstrassen, etwa durch die Umnutzung von Autospuren für den ÖV oder Veloverkehr, während in anderen Städten der Ausbau des öffentlichen Verkehrs als besonders wichtig angesehen wird. Der Wunsch nach einer umweltfreundlicheren und sichereren Mobilität wächst – doch die Umsetzung bleibt je nach Stadt unterschiedlich.
Die Studie zur Mobilität in Schweizer Städten wurde von gfs.bern im Auftrag der Städtekonferenz Mobilität und 17 teilnehmenden Städten und städtischen Gemeinden durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte zwischen dem 28. Oktober und dem 22. Dezember 2024 und basiert auf einer Online-Befragung von 15’372 Einwohner:innen.
Die Stichprobe wurde nach Alter und Geschlecht quotiert und entlang der demografischen Merkmale der Städte gewichtet. Eine repräsentative Zufallsauswahl der Befragten wurde aus den Einwohnerregistern der jeweiligen Städte gezogen. In Zug und den angrenzenden Gemeinden wurde auf Adressen eines Adressbrokers zurückgegriffen.
Der statistische Fehler der Umfrage beträgt ±1,1 Prozentpunkte bei einer 95-prozentigen Wahrscheinlichkeit. In Städten mit einer geringeren Stichprobengrösse liegt der Fehlerbereich etwas höher.
Sämtliche Details und Ergebnisse der Studie können im Gesamtbericht nachgelesen werden.