Präventionsinitiative Card Security: Zwischen bewusster Vorsicht und
bequemer Gewohnheit

26.05.2025 | Sophie Schäfer, GFS Bern

Warum Kartennutzer:innen sich sicher fühlen, aber nicht immer gut geschützt sind

Kartenzahlungen gehören zum Alltag – im Laden, unterwegs oder online. Doch trotz eines verbreiteten Sicherheitsgefühls wird jede sechste Person in der Schweiz Opfer von Kartenbetrug. Eine neue Studie im Auftrag der Präventionsinitiative Card Security zeigt, wo Wissen vorhanden ist – und wo noch Handlungsbedarf besteht.

Kein typisches Risikoprofil – Betrugserfahrungen sind breit gestreut

Jede sechste befragte Person (16%) berichtet, bereits von Kartenbetrug betroffen gewesen zu sein. Besonders häufig betroffen sind die Altersgruppen der 30- bis 39-Jährigen sowie der 50- bis 59-Jährigen – Gruppen, die besonders aktiv Karten nutzen. Ein klares Risikoprofil lässt sich aber nicht ausmachen: Alter, Einkommen oder Bildungsstand sind keine zuverlässigen Indikatoren für die Wahrscheinlichkeit, Opfer von Kartenbetrug zu werden.

Bemerkenswert: Ein Drittel der Betroffenen kann nicht sagen, wie genau es zum Betrugsfall kam. Das legt nahe, dass trotz hoher Bekanntheit von Begriffen wie «Phishing» (92% geben an, den Begriff zu kennen) konkrete Zusammenhänge und Vorsorgemassnahmen nicht immer präsent sind. Das Sicherheitsgefühl bleibt somit häufig abstrakt – und Sicherheitslücken unentdeckt.

Sicherheit im Gewohnten – Unsicherheit im Digitalen

Kredit- und Debitkarten sind für die Mehrheit der Bevölkerung alltägliche Begleiter. Besonders beim Zahlen im Geschäft mit PIN oder kontaktlos fühlen sich die meisten Nutzer:innen sicher. Deutlich weniger Vertrauen besteht bei digitalen Bezahlformen: Mobile Payment oder Online-Zahlungen mit Karte werden von vielen als weniger sicher empfunden.

Auffällig sind dabei die Unterschiede zwischen den Altersgruppen. Während sich jüngere Menschen (16–39 Jahre) deutlich aufgeschlossener gegenüber digitalen Zahlungsmethoden zeigen, überwiegt bei älteren Personen oft eine gewisse Zurückhaltung. Es zeigt sich: Nicht alle Zahlungsformen geniessen gleiches Vertrauen – und das persönliche Sicherheitsgefühl hängt stark von Erfahrung, Technikaffinität und Gewohnheit ab.

Verantwortung anerkannt – aber nicht immer konsequent gelebt

Die Mehrheit der Befragten sieht sich im Falle eines Kartenmissbrauchs selbst in der Verantwortung – insbesondere ältere Personen zeigen ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Gleichzeitig geben 28 Prozent an, bereits unvorsichtig mit Karte oder PIN umgegangen zu sein. Und für 40 Prozent ist es «zu mühsam», sämtliche Sicherheitsvorkehrungen konsequent einzuhalten.

Das spiegelt sich auch in der Nutzung technischer Schutzmassnahmen wider: Zwar sind Grundpraktiken wie die regelmässige Kontrolle der Kontoauszüge oder der Verzicht auf die Weitergabe von Kartendaten weit verbreitet. Aber spezifischere Vorkehrungen wie Geoblocking oder gezielte Einschränkungen von Kartenfunktionen finden deutlich weniger Anwendung – oft aus Mangel an Wissen oder praktischer Anleitung.

Aufklärung funktioniert – wenn sie zielgerichtet ist

Ein Drittel der Bevölkerung würde gerne mehr für ihre Kartensicherheit tun, weiss aber nicht, wo genau angesetzt werden soll. Das zeigt: Neben Wissen braucht es konkrete, niederschwellige Informationsangebote. Entscheidend ist dabei auch der Kanal.

Ältere Menschen sowie sicherheitsbewusste Nutzer:innen erreicht man besonders gut über klassische Medien wie TV und Plakate. Jüngere Zielgruppen hingegen reagieren stärker auf Inhalte in digitalen Kanälen oder über Social Media. Finanzinstitute geniessen als Absender von Sicherheitsinformationen das grösste Vertrauen, vor Polizei und Kartenanbietern. Regionale Unterschiede – etwa zwischen der Deutsch- und Westschweiz – sollten bei der Kommunikation ebenfalls berücksichtigt werden.

Technische Details

Die Erhebung wurde im Auftrag der nationalen Präventionsinitiative Card Security von gfs.bern durchgeführt. Befragt wurden 1’002 Einwohner:innen der Schweiz ab 16 Jahren im Zeitraum vom 24. Februar bis 10. März 2025 über das hauseigene Onlinepanel polittrends.ch.

Die Resultate sind repräsentativ für die ständige Wohnbevölkerung ab 16 Jahren und weisen bei einem Vertrauensintervall von 95  Prozent einen statistischen Unsicherheitsbereich von ±3.1 Prozentpunkten auf.

Sämtliche Details und Ergebnisse der Studie können im Gesamtbericht und im interaktiven Online-Cockpit auf deutsch nachgelesen werden.

Hier geht es zum News-Beitrag von Card Security.


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Sophie Schäfer | Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Sophie Schäfer

Junior Projektleiterin