Grossratswahlen im Thurgau: Das Pendel schwingt zurück
Die SP erreicht fast vollumfänglich ihr Ziel von 5 Sitzgewinnen und gewinnt in vier von fünf Bezirken einen zusätzlichen Sitz. Auch die Mitte glänzt mit einem Gewinn von drei zusätzlichen Sitzen. Somit konnten die beiden Parteien mehr als die im 2020 verlorene Sitze zurückgewonnen werden. Aufrecht Thurgau gewinnt ihren ersten Sitz im Grossen Rat Thurgau. Obwohl die SVP minimal Wählerprozente gewinnt und stärkste Partei im Thurgau bleibt, verliert sie drei Sitze. Einen dieser Sitze verliert sie im Bezirk Arbon an Aufrecht Thurgau, die erstmals im Grossen Rat vertreten sind.
Im Thurgau ist die SVP sehr gut im kantonalen Parlament vertreten. Im 2020 hatte sie 45 von 130 Sitz inne und konnten einen Sitzgewinn trotz grüner Welle verbuchen. Da aber 10 Bisherige nicht mehr angetreten sind und sie dieses Mal auf weniger Listenverbindungen gesetzt haben, konnten sie nicht mehr alle Sitze verteidigen – trotz Wähleranteilgewinn von 0.1%. Die Sitzverluste sind entgegen dem Trend der Nationalratswahlen 2023, an denen sie trotz fehlender Listenverbindung alle drei Nationalratssitze verteidigen konnten.
Grosse Gewinnerinnen: die SP und die Mitte
Die SP ist die grosse Gewinnerin der Wahlen im Thurgau mit vier neu gewonnenen Sitzen. Damit holt sie nicht nur die drei im 2020 verlorenen Sitze zurück, sondern gewinnt sogar noch einen dazu. Da Barbara Müller in der Legislatur 2020-2024 von der SP ausgetreten ist, kann sogar von fünf Sitzgewinnen gesprochen werden. Die SP zeigt sich auch national im Moment mit starker Mobilisierung und Kampagnen: Neben einem Fokus auf digitales Campaigning setzen sie auch auf eine Mobilisierung per Telefon. Die Mitte gehört ebenfalls zu den grossen Gewinnerin: Ähnlich wie national können sie im Thurgau neue Sitze gewinnen, drei an der Zahl. Sie können vermutlich auch dank einer starken Jungpartei im Thurgau neue Sitze gewinnen.
Grüne Welle abgeflaut: GLP und Grüne verlieren
Die Grünen und Grünliberalen sind im Tief: Auch im Thurgau – so wie auch national – verlieren sie Sitze. Die GLP verliert einen Sitz in Weinfelden, wo Ueli Fisch nicht mehr angetreten ist, aber auch in den Bezirken Kreuzlingen und Frauenfeld. Die Grüne Welle ist auch im Thurgau vorüber. Das kann auch daran liegen, dass andere etablierte Parteien ebenfalls auf Umweltthemen setzen, Umweltverbände sich gegen pragmatische Lösungen in Bergregionen einsetzen und auch Klima-Kleber eher einen negativen Beigeschmack in der Gesellschaft hinterlassen.
EVP und FDP verteidigen (fast) alle Sitze
Während die EVP alle ihre Sitze verteidigen konnten, hat die FDP einen Sitz verloren. Auffällig war aber bei der FDP, dass sie nur mit 9 von 18 Bisherigen angetreten waren. Somit konnten sie weniger auf den Bisherigen-Bonus setzen als andere Parteien. 8 Neue konnten die Wählerschaft überzeugen, womit trotz eines Sitzverlust ein beachtliches Resultat zustande kam.
Neu im Kantonsparlament vertreten: Aufrecht Thurgau
Neu im Grossen Rat ist auch Aufrecht Thurgau: Die Bewegung gewinnt erstmals einen Sitz im Bezirk Arbon. Damit kann die COVID-19-Massnahmekritische Bewegung sich auf dem politischen Parkett im Thurgau einbringen. Das gelingt auch dank der Listenverbindung mit der EDU. Die EDU gewinnt aber ebenfalls einen Sitz, wodurch sie die Listenverbindung für beide gelohnt hat.