Umweltbewusstsein, soziale Gerechtigkeit und finanzielle Belastungen: Die Ergebnisse der VOX-Analyse November 2024
Am 24. November 2024 hat die Schweizer Stimmbevölkerung über vier zentrale Vorlagen abgestimmt. Drei wurden abgelehnt, einzig die Gesundheitsreform erhielt eine Mehrheit. Die Ablehnung wurde durch starke links-grüne Mobilisierung, Umweltbewusstsein und Kritik an sozialen sowie finanziellen Aspekten geprägt.
Ausserdem zeigen sich klare Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Frauen lehnten alle vier Vorlagen mehrheitlich ab, während Männer eher zustimmten. Besonders bei jungen Stimmberechtigten unter 30 Jahren war der Unterschied stark ausgeprägt. Der grösste Unterschied bei den vier Vorlagen ist bei beim Ausbau der Nationalstrassen zu finden.
Ausbau der Nationalstrassen: Umweltbewusstsein gewinnt
Entscheidend für das Nein beim Ausbau der Nationalstrassen waren Umweltbedenken und Kritik an einer fehlenden Weitsicht im Ausbaukonzept. Das Argument, dass mehr Strassen zu mehr Verkehr führen, überzeugte 89 Prozent der Gegnerinnen und Gegner. Besonders linke und umweltbewusste Wählergruppen sowie Frauen lehnten die Vorlage deutlich ab. Obwohl 64 Prozent der Befragten anerkannten, dass das bestehende Autobahnnetz überlastet ist, reichte dies nicht aus, um eine Mehrheit zu gewinnen.
Mietrecht: Kein Konsens bei Untermiete und Eigenbedarfskündigung
Gleich zwei Vorlagen betrafen das Mietrecht. Die Änderung zur Untermiete wollte missbräuchliche Untervermietungen verhindern, wurde jedoch von einer Mehrheit als unnötige Bürokratisierung wahrgenommen. Besonders Mieter:innen sahen in der Regelung keinen Mehrwert, da bestehende Gesetze als ausreichend bewertet wurden. Auch parteipolitisch zeigten sich klare Gräben: Linksgerichtete Wählende lehnten die Vorlage deutlich ab, während Mitte-Rechts-Parteien dafür stimmten. Die zweite Mietrechtsvorlage zur Eigenbedarfskündigung wollte die Anforderungen an die Eigentümerseite lockern. Gegner:innen sahen in der Vorlage eine Schwächung der Rechte von Mietenden und befürchteten eine Erleichterung von Kündigungen. Besonders auffällig war, dass eine Mehrheit der GLP-Sympathisierenden entgegen der nationalen Ja-Parole ihrer Partei gegen die Vorlage stimmte. Die Abstimmung unterstrich einmal mehr die Polarisierung zwischen Mietenden und Eigentümer:innen.
Gesundheitsreform: Ein Lichtblick
Die einheitliche Finanzierung der Gesundheitsleistungen war die einzige Vorlage, die eine Mehrheit fand. Die Ja-Stimmenden sahen in der Vorlage eine Chance, den Prämienanstieg zu dämpfen und eine sozialverträgliche Reform für die Zukunft des Gesundheitswesens umzusetzen. Doch auch hier gab es kritische Stimmen: Einige fürchteten eine wachsende Macht der Krankenkassen. Dennoch überzeugte die Reform durch ihren zukunftsorientierten Ansatz und fand auch bei einem Teil der linken Wählerschaft Zustimmung.
Methode
Die Ergebnisse der VOX-Analyse basieren auf einer repräsentativen Nachbefragung von 3’113 zufällig ausgewählten Stimmberechtigten, durchgeführt von gfs.bern im Auftrag der Bundeskanzlei. Die Befragung erfolgte sowohl online als auch mittels Papierfragebogen.
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