Elektroautos beliebter als Verbrenner

16.05.2023 | Marco Bürgi, GFS Bern

Wenn die Stimmberechtigten ein neues Auto brauchen würden und sich dabei für ein Antriebssystem des neuen Fahrzeugs entscheiden müssen, zeigt sich eine deutlich andere Verteilung als bei den Fahrzeugen, die aktuell in Besitz sind: Im aktuellen Mobilitätsmonitor 2023 würde sich klare Mehrheit beim Neukauf für Fahrzeuge entscheiden, die mindestens teilweise mit Elektroantrieb fahren (62%). Insbesondere sprechen sich 2023 mehr Personen für einen reinen Elektrowagen aus (29%), als für Fahrzeuge mit Benzin- (20%) und Dieselmotoren (6%) zusammen.

Bevorzugtes Antriebssystem beim Kauf eines neuen Autos

Motorisierter Verkehr

Das Interesse an Verkehrsfragen ist in der Stimmbevölkerung ist 2023 angestiegen, rund neun von zehn Stimmbürger:innen geben an, grundsätzlich an Verkehrsfragen interessiert zu sein. Dieses gestiegene allgemeine Interesse an Verkehrsfragen überträgt sich zum Teil auch auf die Bewertung des motorisierten Verkehrs: 2023 sehen 37 Prozent der Stimmberechtigten mehr Vor- als Nachteile im motorisierten Verkehr. Das entspricht einem neuen Höchstwert in dieser Befragungsserie, und der positive Trend aus der letzten Welle 2020 konnte somit weitergeführt werden.

Dabei wirkt auf der Vorteilsseite in erster Linie die Rolle des Autos im persönlichen Alltag positiv, wirtschaftliche Aspekte spielen hingegen (trotz zum Teil hoher Zustimmungswerte) keine Rolle. Trotz allem gibt es aber auch Zustimmung zu den kritischen Aussagen zum motorisierten Verkehr. Zentral ist dabei wenig überraschend die Kritik aufgrund der Umweltbelastung der Autos.

Kauf von Fahrzeugen mit Elektromotor

Als wichtigster Grund, nicht ein Elektroauto zu kaufen, haben sich die Umweltschäden beim Abbau der Batterie-Rohstoffe herausgestellt. Insgesamt für 83 Prozent der Stimmberechtigten, die kein Elektroauto kaufen würden, ist dieser Umweltgedanke wichtig. Ähnlich hohe Wichtigkeit in der Begründung gegen einen Elektroautokauf geniessen auch die drei weiteren Kritikpunkte rund um die Batterie: die Reichweite der Batterie, mangelnder Ausbau des Ladestationen-Netzes sowie der fehlende Zugriff auf eine Ladestation zuhause. Mit einigem Abstand aber dennoch für eine Mehrheit wichtig sind Sicherheitsbedenken und die Brandgefahr von Elektroautos.

Mit grossem Abstand der stärkste Treiber ein Auto mit Elektromotor zu kaufen ist, bereits ein Auto mit Elektromotor zu besitzen. Wer nämlich aktuell ein Elektroauto hat, gibt mit einer 30-mal höheren Wahrscheinlichkeit an, wiederum ein Auto mit Elektromotor zu kaufen, als wer zurzeit kein solches besitzt. Auf der anderen Seite ist es der Besitz eines Fahrzeugs mit Hybridantrieb, der am stärksten dazu führt, kein Elektroauto kaufen zu wollen.

Politische Forderungen

Eine klare Zweidrittelmehrheit der Stimmberechtigten wäre mit einer Einschränkung von Elektroautos während einer Strommangellage einverstanden. Dieses Einverständnis für die Einschränkung von Elektroautos ist grundsätzlich in allen politischen Lagern mehrheitlich vorhanden. Entscheidend ist die direkte Betroffenheit als wichtiger Erklärungsfaktor: Von den Stimmberechtigten mit einem Fahr-zeug mit Elektromotor sind nämlich 77 Prozent überhaupt oder eher nicht mit einer Einschränkung einverstanden.

Die Frage nach einer Importsteuer für Elektroautos polarisiert die Stimmberechtigten, und die beiden Lager halten sich ziemlich gut die Waage. Insgesamt heben sich die ansonsten stark Links-Rechts polarisierten Themen Klimaschutz und Steuern gegenseitig auf. Aus-nahmen bilden die Anhänger:innen der GLP, die sich am klarsten gegen eine Steuer auf Elektroautos positionieren und diejenigen der SVP, die am ehesten für die Einführung einer solchen Steuer votieren.

Grundsätzlich geniesst der Klimaschutz seit einiger Zeit eine hohe Wichtigkeit in der Bevölkerung. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch in der Absicht der Stimmberechtigten eigene Massnahmen zum Energiesparen zu ergreifen. Von den abgefragten persönlichen Massnahmen zum Klimaschutz liegen der eigene Verzicht auf Verbrennungsmotoren und aufs Autofahren am Ende der diskutierten Vorschläge. Die Bereitschaft auf Verbrennungsmotoren zu verzichten ist über den Befragungszeitraum von 2019 bis heute leicht aber stetig angestiegen und ist neu (knapp) mehrheitlich (52%). Grundsätzlich auf das Autofahren verzichten will aber trotzdem nur eine Minderheit (32%), obwohl auch in dieser extremeren Variante die Bereitschaft etwas ansteigt seit der letzten Befragungswelle.

Vorgehen Autokauf

Wenn ein Auto gekauft wird, überwiegt auch 2023 das traditionelle Vorgehen: Bei der Finanzierung eines Autokaufs ist ein Kauf klar die bevorzugte Variante. Leasing, Kreditvertrag oder Autoabos spielen eine untergeordnete Rolle. Auch bezüglich dem Vorgehen, wie und wo ein Auto gekauft wird, bleibt der klassische Weg über die Autogarage klar der beliebteste. Wenn tatsächlich ein Onlinekauf in Betracht gezogen wird, dann nur mit der Möglichkeit einer Probefahrt vor dem Kaufentscheid.

Mehr im Informationen zum diesjährigen Mobilitätsmonitor im Auftrag von auto schweiz finden Sie in unserem Onlinecockpit.

Hier geht’s zum Schlussbericht auf Deutsch.


Sie haben Fragen zu diesem Beitrag? kontaktieren Sie unsere Expertin oder unseren Experten zu Hintergründen, Einordnungen sowie den eingesetzten Methoden und Modellen.

Marco Bürgi

Marco Bürgi

Projektleiter