Krebsversorgung Schweiz: Mehr Koordination gewünscht

09.03.2023 | Tobias Keller, GFS Bern

Die Krebsversorgung in der Schweiz erhält auch nach der Pandemie hervorragende Noten von der Schweizer Bevölkerung – insbesondere von direkt Betroffenen. Der Jahresvergleich mit dem letzten Jahr zeigt vor allem, dass die Krebsversorgung auch wieder auf «normalem» Betrieb läuft: Es wurden mehr Chemo- und Strahlentherapien (und andere Therapien) durchgeführt. Somit können Versorgungslücken wieder geschlossen werden.

 

Bereits zum zweiten Mal hat das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag von MSD Schweiz eine repräsentative Umfrage in der Bevölkerung zur Qualität der Krebsversorgung in der Schweiz durchgeführt. Dabei wurden insgesamt rund 1’250 Personen befragt, wovon rund 100 Personen  aktuell an Krebs leiden oder nicht mehr an Krebs leiden.

 

Sehr gutes Noten für die Krebsversorgung

Auch wenn das Interesse an der Gesundheitspolitik in der Schweiz nicht mehr so hoch wie letztes Jahr ist, ist es insgesamt immer noch sehr hoch. Dementsprechend wird auch die Qualität der Krebsversorgung in der Schweiz als hervorragend bewertet. Insbesondere Betroffene geben hervorragende Noten.

Vor allem die Versorgung im Spital, die Medikamenten- und Therapie-Versorgung sowie die Arbeit in der Krebsfrüherkennung und -prävention werden als besonders gut eingestuft. Wichtig ist aber auch: Krebsfrüherkennung resp. –prävention und –therapie sind für die Gesundheitsversorgung der Schweizer Bevölkerung sehr wichtig.

 

Mehr Prävention, Koordination und Informationen gewünscht

Krebs-Betroffene geben an, dass sie sich grundsätzlich an die Behandlungsvorgaben gehalten haben, genügend Information und Unterstützung erhalten haben sowie wieder bzw. erneut den gleichen Behandlungsweg gehen würden. Sie wären aber froh gewesen, wenn ihr Krebs früher entdeckt worden wäre und sie mehr Präventionsinformationen gehabt hätten.  Trotz hoher Zufriedenheit mit der Versorgung insgesamt gibt es teilweise Kritik bei der Koordination der verschiedenen Stellen, der Dienstleistungen im nicht-medizinischen Bereich und der Unterstützung von pflegenden Angehörigen.

 

Körperliche und psychologische Leiden

Die angegebenen Leiden der Betroffenen beziehen sich vor allem auf die körperlichen Konsequenzen, Konsequenzen auf die Lebensqualität und die psychologischen Konsequenzen. Angehörige von Betroffenen identifizieren dieselben Leiden in fast gleicher Reihenfolge, aber deutlich stärker ausgeprägt als Betroffene selbst. Es ist dementsprechend wichtig, dass die Schweiz Hilfestellungen für die Zeit nach der Krebserkrankung bietet.

 

Pflegende Angehörige brauchen mehr Unterstützung

Nächste Angehörige sind für Krebs-Betroffene von grosser Bedeutung (neben Spezialist:innen, Hausärzt:innen und Pflegenden im Spital). Die psychologische Unterstützung von Angehörigen und die Pflege durch Angehörige müssten in einer Krebsstrategie eine zentrale Rolle einnehmen, damit sie sich selbst und diejenigen, die sie pflegen, am besten helfen können. Wen hingegen die Betroffenen vergleichsweise am stärksten kritisieren sind Krankenkassen und Psychiater:innen. Am seltensten Kontakt hatten Betroffene mit der Schweizer Krebsliga, Psychiater:innen, Psycholog:innen, Selbsthilfeorganisationen, Patientenorganisationen und externen Pflegenden (Spitex).

 

Nationale Krebsstrategie ist unbekannt, aber gewünscht

Die vorgestellte Krebsstrategie stösst auf positives Echo: 84 Prozent der Befragten würden bestimmt oder eher Ja stimmen. Die mehrheitsfähigen Pro-Argumente sind wie 2021, dass es mehr Koordination der Akteure im Kampf gegen Krebs braucht und die Prävention sowie Früherkennung von Krebs sich finanziell langfristig lohnt. Für Betroffene ist vor allem auch wichtig, dass nicht jeder von Krebs Betroffene individuelle Probleme hat. Eine nationale Strategie würde allen Betroffenen helfen.

Weitere Informationen zur Studie finden Sie im Bericht: Bericht als PDF


Sie haben Fragen zu diesem Beitrag? kontaktieren Sie unsere Expertin oder unseren Experten zu Hintergründen, Einordnungen sowie den eingesetzten Methoden und Modellen.

Tobias Keller

Tobias Keller

Projektleiter und Teamleader Data Analytics