Bei 99-Prozent-Initiative und Ehe für alle geht es um die Mitte der Gesellschaft
64 Prozent der Schweizer Stimmbürger:innen sprechen sich deutlich für die Ehe für alle aus. Die 99-Prozent-Initiative konnte hingegen nur gut ein Drittel der Stimmbürger:innen überzeugen. Heute ging es um die Mitte der Gesellschaft, die mit der Mehrheit von Parlament und Bundesrat stimmte – einmal die gesellschaftlich-moderne Mitte für die Ehe für alle, einmal der wirtschaftsnahe und pragmatische Mittelstand gegen die 99-Prozent-Initiative.
Nachdem Bundesrat und Parlament im Juni mit dem CO2 Gesetz von der Stimmbevölkerung noch eine Abfuhr erhalten haben, sind die Schweizer:innen in den beiden heutigen Vorlagen den Parolen der Behörden klar gefolgt. Laut der SRG SSR Hochrechnungen haben dabei Mehrheiten von rund zwei Dritteln ein Ja zur Ehe für alle beziehungsweise ein Nein zur 99-Prozent-Initiative in die Urne gelegt.
Das Ja zur Ehe für alle war in keiner der Trendstudien in den Wochen vor der Abstimmung gefährdet. Die Kritik, die im Lauf der Abstimmungskampagne aufkam, insbesondere rund um die Samenspende für lesbische Paare, konnte neben den freikirchlich-konservativen Kreisen und Teilen der SVP schlussendlich keine Mehrheiten überzeugen. Das Ja zur Ehe für alle ist eine logische Konsequenz des globalen Megatrends in Richtung Diversität und individuelle Lebensformen.
Die Stimmabsicht hat sich im Vorfeld der Abstimmung der 99-Prozent-Initiative ähnlich wie in bisherigen Initiativen aus dem linken Lager entwickelt. Zu Beginn der Meinungsbildung konnte die Vorlage noch eine relative Mehrheit überzeugen, das Ja-Lager ist aber stetig geschrumpft, je näher der Abstimmungstag kam. Damit die Initiative wirklich in Schwung gekommen wäre, hätte es schlagfertige Gerechtigkeits-Argumente gebraucht. Das Argument rund um die KMU’s und dem Mittelstand selbst, welche durch die Vorlage Schaden nehmen könnten, wurde mehr gehört.