Grosszügigkeit von Auslandschweizer:innen

09.10.2023 | Martina Mousson, GFS Bern

Die eidgenössischen Wahlen 2019 und die anschliessend durchgeführten Analysen zeigten, dass das Stimmverhalten der Auslandschweizer:innen über die Links-Rechts-Spaltung hinausgeht und Teil einer tiefen, auf Werten, Ethik und Moral beruhenden Bindung an die Schweiz ist.

Vor diesem Hintergrund entstand der Wunsch, zu prüfen, ob die Bindung der Auslandschweizer:innen an die Schweiz auch über das Engagement für die Gemeinschaft in der Schweiz mittels Sach-, Zeit- oder Geldspenden erfolgt.

Grosszügigkeit von Auslandschweizer:innen

Im Auftrag der Swiss Philanthropy Foundation und der Auslandschweizer-Organisation hat gfs.bern das Phänomen der Grosszügigkeit von Auslandschweizer:innen mittels einer Umfrage untersucht. 2’583 Auslandschweizer:innen aus 123 Ländern haben zwischen dem 26. Juni und dem 26. Juli 2023 an dieser Umfrage teilgenommen. Die Philanthropie wird von Auslandschweizer:innen generell als wichtig eingeschätzt.

Werthaltungen bei Spenden
Beim Tätigen einer Spende legen Auslandschweizer:innen den Schwerpunkt eher auf lokale und individuelle Hilfe, auf die Unterstützung von Menschen in Not, auf systemische Probleme, auf die Befähigung der Menschen selber aus der Armut herauszukommen, und man ist der Ansicht das sich die Schweizer Gesellschaft eher durch Altruismus statt Egoismus auszeichnet. Eine Mehrheit der Auslandschweizer:innen ist von der Wichtigkeit von Spenden an Organisationen überzeugt.

Spendeverhalten und -medien
Fast alle Auslandschweizer:innen spenden, entweder finanziell, materiell oder in Form ihrer Zeit oder ihres Wissens. Lediglich 6 Prozent geben an, dass sie in den letzten drei Jahren nie gespendet haben. Etwas mehr als die Hälfte der Spender:innen tut dies regelmässig, während sich rund ein Drittel eher mit einmaligen Spenden beteiligt.

Im Durchschnitt unterstützten Auslandschweizer:innen jährlich ein bis zwei Organisationen mit jeweils einem Betrag zwischen 50 und 499 Schweizer Franken. Spenden werden mehrheitlich auf eine freie Art und Weise getätigt, was sich auch darin spiegelt, dass das häufigste genutzte Spendenmedien die direkte Spende an eine Organisation ist. Stiftungen, Fonds oder anderweitige Netzwerke spielen kaum eine Rolle.

Eine relative Mehrheit der Auslandschweizer:innen gibt an, dass sie über genügend Informationen verfügt um an Schweizer Organisationen zu spenden. Rund ein Drittel wünscht sich aber mehr Informationen und dies vor allem in Form von mehr Transparenz und Berichterstattung sowie Wissen zur konkreten Verwendung der Spenden und den jeweiligen Projekten. Die am häufigsten begünstigten Schweizer Organisationen sind Ärzte ohne Grenzen, das Schweizerische Rote Kreuz, WWF Schweiz sowie Glückskette, Caritas und Pro Juventute.

Thematische und regionale Spendenausrichtung
Im letzten Jahr haben die Auslandschweizer:innen in erster Linie für die Themen «Armutsbekämpfung und soziale Gerechtigkeit» sowie «humanitäre Massnahmen und Entwicklungshilfe» gespendet. Im Vergleich dazu werden religiöse und kulturelle Aspekte sowie Projekte im Bereich «Migration und Integration» weniger unterstützt. Was die bekannten und aktuellen Ereignisse anbelangt, wurde am meisten im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg, mit dem Klimawandel und mit dem Erdbeben in der Türkei gespendet.

Bezüglich der Empfangsdestination würden die Auslandschweizer:innen am liebsten direkt an Entwicklungsländer spenden. Geographisch betrachtet werden regelmässige Spenden am häufigsten an das eigene Wohnsitzland adressiert. Darauf folgen Länder, die unmittelbar von Katastrophen betroffen sind und Entwicklungsländer.

Motivation
Die verbreitetsten Motivationsgründe sind das Wissen über den genauen Zielort und die Empfänger:in der Spende und der Grundwert der Solidarität. Darauf folgen die Freude am Helfen und das Lindern von Leid. Auslandschweizer:innen spenden am wenigsten aufgrund von sozialer Anerkennung, um ihr eigenes Wohlbefinden zu steigern oder aus steuerlichen bzw. religiösen Gründen. Am ehesten lassen sich die Befragten von einer Spende abhalten, wenn sie nicht sicher sind, ob ihre Spende sinnvoll eingesetzt wird, aber auch wenn ihnen die finanziellen Mittel oder die Nähe zur Empfänger:innenorganisation fehlen.

Hier finden Sie den Online-Kurzbericht (Cockpit) und den Schlussbericht:


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Martina Mousson

Martina Mousson

Projektleiterin