Genom-Editierung in der Schweizer Landwirtschaft: Bevölkerung zeigt Offenheit für moderne Züchtungsmethoden

07.10.2024 | Tobias Keller, GFS Bern

Trotz geringer Bekanntheit der Technologie erkennt eine klare Mehrheit den Nutzen der Genom-Editierung, insbesondere im Hinblick auf die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und den Schutz regionaler Sorten. Die Studie basiert auf einer repräsentativen Umfrage von über 1’060 Stimmberechtigten aus allen drei Sprachregionen der Schweiz, die bereits 2021 in ähnlicher Form durchgeführt wurde.

Die Schweizer Stimmbevölkerung ist auch 2024 sehr zufrieden mit der heimischen Landwirtschaft. Beim Kauf landwirtschaftlicher Produkte legen die Stimmberechtigten besonderen Wert auf Regionalität und Frische. Die biologische Produktion hat hingegen eine geringere Priorität. Um qualitativ hochwertige Produkte zu erhalten, zeigt sich die Bevölkerung gegenüber verschiedenen Technologien aufgeschlossen; der Anteil der Totalskeptiker ist relativ klein. Einzig die Gentechnik stösst auf starke Ablehnung.

 

Genom-Editierung weitgehend unbekannt, aber positiv bewertet

Obwohl 44 Prozent der Bevölkerung die Genom-Editierung nicht kennen, bewerten nach einer kurzen Erklärung 64 Prozent der Stimmberechtigten die Technologie als nützlich. Besonders jüngere, hochgebildete und männliche Stimmbürger erkennen den Nutzen der Genom-Editierung. Der Nutzen wird von Sympathisierenden unterschiedlichster Parteien anerkannt. Im Vergleich zu anderen Technologien in der Pflanzenzucht
ziehen die Stimmberechtigten die Genom-Editierung klar vor – und das, obwohl andere Züchtungsmethoden bereits heute gang und gäbe sind.

 

Einschätzung zur Genom-Editierung nach einer kurzen Erläuterung, aufgeschlüsselt nach Parteisympathie.

Breite Unterstützung für verschiedene Anwendungsgebiete

Die Bevölkerung sieht in der Genom-Editierung auch Potenzial für weitere wichtige Einsatzgebiete. Dazu gehören die Anpassung an den Klimawandel, die Verringerung von Food Waste auf dem Acker und die Anreicherung von Grundnahrungsmitteln mit essenziellen Nährstoffen in Entwicklungsländern. Für die Stimmberechtigten überwiegt der Nutzen der unterschiedlichen Anwendungen deutlich.

 

Individuelle Risikoabwägung statt generelles Verbot

Eine grosse Mehrheit der Bevölkerung findet es sinnvoll, die Chancen und Risiken der Genom-Editierung im Einzelfall zu beurteilen, anstatt auf ein generelles Verbot zu setzen. Der Anteil derjenigen, die menschliche Eingriffe in das Erbgut von Pflanzen grundsätzlich ablehnen, ist im Vergleich zu 2021 zurückgegangen. Viele Stimmberechtigte sehen auch die bevorstehende Zulassung der Genom-Editierung in EU-Ländern als relevant an und möchten, dass die Schweiz ebenfalls von den Vorteilen profitieren kann. Zudem wird die Technologie als Möglichkeit gesehen, den Eigenversorgungsgrad des Landes zu erhöhen.

 

Hier geht’s zum ausführlichen Bericht auf Deutsch.


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Tobias Keller

Tobias Keller

Projektleiter und Teamleader Data Analytics