Frauenwahl 2023: Rückwärtsgang im Nationalrat, im Ständerat stehen die Zeichen weiter auf Fortschritt

22.10.2023 | Cloé Jans, GFS Bern

So viele Frauen wie noch nie auf den Nationalratslisten und doch wieder unter 40 Prozent Frauenanteil. Im Ständerat ist ein Zuwachs dagegen weiterhin möglich.

Vor vier Jahren wurden so viele Frauen wie noch nie nach Bern ins Bundeshaus gewählt: 42 Prozent Frauen im Nationalrat, 29 Prozent im Ständerat. Das entsprach in beiden Kammern einem Anstieg von je rund 10 Prozent. Nach dieser historischen Frauenwahl 2019 erfolgt nun 2023 die Ernüchterung – mindestens im Nationalrat. Minus 7 Sitze heisst es dort für die Frauen. Das entspricht einem Rückgang von 3.5 Prozent aller Sitze. Der Frauenanteil fällt neu wieder unter 40 Prozent (38%). Und das, obwohl so viele Frauen wie noch nie auf den Nationalratslisten der Parteien zu finden waren.

Im Ständerat sieht die Situation dagegen genau umgekehrt aus. Obwohl in vielen Kantonen zweite Wahlgänge anstehen und die Resultate demnach noch nicht klar sind, haben die Frauen dort realistische Chancen, ihren Anteil zu halten und sogar auszubauen. 2019 waren die Frauen mit 12 Vertreterinnen im Stöckli präsent, nun könnten es sogar 15 werden. Esther Friedli hat für die SVP einen Frauensitz gewonnen und dank Petra Gössi wechselt ein Sitz im Kanton Schwyz in Frauenhand. In den Kantonen Solothurn (Franziska Roth, SP), Bern (Flavia Wasserfallen, SP) und vielleicht sogar in Zürich (Regine Sauter, FDP oder Tiana Angelina Moser, GLP) sind zudem Frauenwahlen ins Stöckli durchaus möglich.

Insgesamt macht sich aber der Rechtsrutsch im Parlament gerade bei der Frauenwahl klar bemerkbar. Die SVP, die grosse Gewinnerin der Wahlen 2023 ist jene Partei, die das absolute Schlusslicht bei der Frauenförderung darstellt. Die grossen Verluste bei den Grünen und Grünliberalen, beides Parteien mit grossen Frauenanteilen, machen sich bemerkbar.

Neben dem sich abzeichnenden höheren Frauenanteil im Ständerat gibt es aber auch einige weitere Highlights mit Bezug auf die Vertretung von Frauen im Parlament: In Nidwalden wurde mit Regina Durrer-Kobel zum ersten Mal überhaupt eine Frau in den Nationalrat gewählt und mit dem Kanton Basel-Stadt wird ein Kanton zum ersten Mal überhaupt durch eine reine Frauendelegation vertreten – und zwar im National- und im Ständerat.


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Cloé Jans

Cloé Jans

Leiterin operatives Geschäft und Mediensprecherin