Bevölkerungsbefragung «Zug 55 Plus»: wissenschaftliche Grundlage für die kantonale Altersstrategie
Mit knapp 17’000 Teilnehmenden liefert die Bevölkerungsbefragung «Zug 55 Plus» erstmals ein umfassendes Bild der Lebensrealitäten von Menschen ab 55 Jahren im Kanton Zug. Die Resultate zeigen: Zufriedenheit und Engagement sind hoch, aber Einsamkeit, Informationsdefizite und Wohnraumsorgen bleiben zentrale Herausforderungen.
93 Prozent der befragten Zuger:innen ab 55 Jahren sind mit ihrem Leben sehr oder eher zufrieden. Entscheidend sind dabei die individuellen Ressourcen: Wer über gute gesundheitliche, soziale oder ökonomische Voraussetzungen verfügt, schätzt die eigene Lebensqualität deutlich höher ein. Umgekehrt zeigt sich: Menschen mit eingeschränkten Ressourcen sind tendenziell unzufriedener.
68 Prozent der älteren Bevölkerung engagieren sich freiwillig – sei es in Vereinen, Organisationen oder durch private Unterstützung im familiären Umfeld. Das Engagement ist bis ins hohe Alter verbreitet, nimmt aber ab 85 Jahren deutlich ab. Viele Befragte möchten ihr freiwilliges Engagement in gewohnter Form fortsetzen. Gleichzeitig wird deutlich, dass künftige Einsätze stärker unter dem Vorzeichen von Selbstbestimmung und Flexibilität stehen sollen. Besonders gefragt sind zeitlich begrenzte, individuell gestaltbare Engagementformen mit niedrigschwelligen Zugangsmöglichkeiten und klarer Wertschätzung.
Eine Mehrheit der älteren Bevölkerung gibt an, sozial eingebunden zu sein. Dennoch zeigt die Befragung, dass Einsamkeit für eine relevante Minderheit ein Thema ist: 35 Prozent der Befragten erleben gelegentliche Einsamkeit, und 7 Prozent fühlen sich stark einsam. Besonders betroffen sind einkommensschwache und ältere Menschen. Einsamkeit ist dabei nicht nur ein emotionales Problem, sondern beeinflusst auch die Gesundheit und das Wohlbefinden erheblich.
Die Rahmenbedingungen im Kanton werden insgesamt positiv bewertet, besonders im Bereich öffentlicher Verkehr, Sicherheit und Begegnungsräume. Weniger zufrieden sind die Befragten mit dem Angebot an altersgerechtem Wohnraum: Zwar geben viele an, möglichst lange in ihrer jetzigen Wohnung bleiben zu wollen, doch nur 20 Prozent glauben, im Umzugsfall eine passende Wohnung im Kanton Zug zu finden. Auch bei Information und Teilhabe bestehen Defizite: Nur ein Drittel fühlt sich gut informiert, und weniger als ein Viertel wissen von einer zentralen Anlaufstelle für Fragen rund ums Alter.
Aus den Ergebnissen lassen sich klare Perspektiven für die Weiterentwicklung der kantonalen und kommunalen Alterspolitik ableiten. Dazu gehören der Ausbau altersgerechter Wohnangebote, die bessere Unterstützung betreuender Angehöriger, koordinierte Informationsangebote und der gezielte Aufbau altersfreundlicher Strukturen. Besonders wichtig ist der Erhalt und die Förderung freiwilliger Arbeit sowie der Entwicklung von Interventionen gegen Einsamkeit.
Die Erhebung „Zug 55 Plus“ wurde im Auftrag des Kantons Zug im Rahmen des Investitionsprogramms „Zug+“ durchgeführt. Ziel war es, eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für die kantonale Altersstrategie zu schaffen. Die Befragung wurde vom Forschungsinstitut gfs.bern in Zusammenarbeit mit der Hochschule Luzern entwickelt und durchgeführt.
Alle rund 43’500 in Zug wohnhaften Personen ab 55 Jahren wurden zur Teilnahme eingeladen. Insgesamt haben 16’754 Personen an der Befragung teilgenommen, was einer Rücklaufquote von 38.5 Prozent entspricht. Die Teilnahme war online, schriftlich, telefonisch oder persönlich in der Heimatgemeinde möglich. Die Feldphase erstreckte sich von April bis August 2024. Die Daten wurden nach Alter, Geschlecht, Nationalität und Gemeindegrösse gewichtet und sind repräsentativ für die Grundgesamtheit der Einwohnerinnen und Einwohner im Kanton Zug ab 55 Jahren.
Sämtliche Details und Ergebnisse der Studie können im Gesamtbericht auf deutsch nachgelesen werden.