Kinderbetreuung im Kanton Waadt

05.12.2023 | Martina Mousson, GFS Bern

Im Auftrag der Fondation pour l’Accueil de Jour de Enfants FAJE hat gfs.bern die Bedürfnisse, Erfahrungen und Entscheidungen der Waadtländer Eltern in Bezug auf die Kinderbetreuung untersucht. Zwei Drittel der Kinder im Kanton Waadt werden regelmässig ausserhalb der Kernfamilie betreut, d.h. von einer externen Einrichtung oder Person. Die familienexterne Betreuung ist daher für viele Waadtländer Familien eine Realität und die Nachfrage nach verschiedenen Betreuungsangeboten ist gross.

Accueil de jour

Insgesamt ist die Zufriedenheit mit den externen Kinderbetreuungsangeboten im Kanton Waadt bei den Eltern einer Mehrheit der Kinder (56%) gegeben. Die Eltern von 26% der Kinder äußern sich kritisch, bei 15 % ist das Urteil der Eltern gleichgültig. Wenn die Eltern der Waadtländer Kinder gebeten werden, die Betreuungsform(en) zu bewerten, die sie tatsächlich für ihre Kinder gewählt haben, fallen die Urteile positiver aus. Alle gewählten Betreuungsformen stellen die Eltern der betreuten Kinder sehr zufrieden. Dies gilt insbesondere für Großeltern, Kindergärten, Nachbarn, häusliche Betreuung und Privatschulen, wo mehr als die Hälfte der Eltern der dort betreuten Kinder eine hohe Zufriedenheit angaben.

Die Entscheidung, Kinder zu haben, mag eine persönliche Entscheidung sein, aber die Eltern im Kanton Waadt fühlen sich nicht allein für ihre Kinder verantwortlich. Eine starke Rolle der öffentlichen Hand wird gewünscht.

Die Eltern von Kindern im Kanton Waadt wurden zu ihrer allgemeinen Einstellung zur Kinderbetreuung befragt. Anhand dieser Aussagen lassen sich positive Aspekte, aber auch neuralgische Punkte der Kinderbetreuung im Kanton Waadt identifizieren. Ein solcher neuralgischer Punkt betrifft die Betreuung kranker Kinder. Die Eltern von 77% der Kinder gaben an, dass ihre Betreuungslösung keine Lösung für den Krankheitsfall bietet. Darüber hinaus haben die Eltern von 64% der regelmäßig betreuten Kinder keine wirkliche Wahl bei der Betreuung und müssen sich einfach mit dem vorhandenen Angebot zufrieden geben. Auch der Preis der Tagesbetreuung scheint ein Problem zu sein, denn für die Eltern von 61% der Kinder ist er zu hoch.

Hinsichtlich der Schwierigkeit, einen Betreuungsplatz zu finden, und der Flexibilität der Betreuungsmöglichkeiten sind die Meinungen geteilt: Die Eltern der Hälfte der Kinder geben an, dass es einfach war, einen Betreuungsplatz zu finden, 46% sind gegenteiliger Meinung. Für die Eltern von 47% der Kinder gab es einen Mangel an Flexibilität bei der Betreuungslösung, für 45% war dies nicht der Fall. Positiv zu bewerten ist, dass die Eltern von 63% der Kinder im Kanton Waadt wissen, an wen sie sich bei Fragen zum Betreuungsangebot oder bei Unklarheiten wenden können. Die Tatsache, dass die gewählte Betreuungslösung für die Eltern einer Mehrheit der Kinder keinen Kompromiss darstellt, ist ebenfalls positiv zu bewerten.

In einer idealen Welt würden die Eltern ihre Kinder etwa einen Tag pro Woche länger betreuen lassen als derzeit, d. h. durchschnittlich 4,5 Tage (Standardabweichung: 2,8 halbe Tage). Vor diesem Hintergrund wäre das ideale Arbeitsmodell für die Eltern von 70% der Kinder im Kanton Waadt, dass beide Elternteile Teilzeit arbeiten und sich beide um die Kinder kümmern. Allerdings können nur die Eltern von 30% der Waadtländer Kinder ihr Arbeitsmodell so gestalten, wie sie es möchten. Für die Mehrheit der Eltern, die ihr ideales Arbeitsmodell nicht leben können, sind finanzielle oder berufliche Gründe ausschlaggebend. Eher selten ist das Fehlen einer Betreuungslösung der Grund.

Weitere Informationen zu dieser Studie finden Sie im digitalen Kurzbericht (Französisch) oder im vollständigen Hintergrundbericht (Französisch).


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Martina Mousson

Martina Mousson

Projektleiterin